Sonntag, 30. Juni 2013

Arbeitskreis hofft auf „Wir-Gefühl" für einen Dorfladen



Die Arbeitsgruppe „Nahversorgung“ des Dorf-Land-Zukunft-Projekts Elte besuchte auf Initiative von Stadtteilbeiratsmitglied Heinz Schrader, den genossenschaftlich organisierten Dorfladen in Welbergen.

Wie wichtig ein Lebensmittelgeschäft im eigenen Dorf ist, weis Schrader genau: „Eben mal schnell einkaufen, das gibt es hier bei uns in Elte nicht. Ich möchte, dass das Dorf lebt, das Dorf lebenswert bleibt und nicht ausstirbt.“ Mit einem Dorfladen könne man auch Einwohnern, die nicht mehr ganz so mobil sind, eine wohnortsnahe Einkaufsmöglichkeit bieten. Anderen Elteranern ginge es genauso. Aus diesem Grund hat sich auf dem Dorf-Land-Zukunft-Workshop eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Idee eines Dorfladens auf genossenschaftlicher Basis umsetzen möchte. Ob und wie das funktioniert wollte der Arbeitskreis jetzt
bei einem Besuch im Dorfladen in Welbergen erfahren. Dort begrüßte sie Josef Fislage, einer der Hauptinitiatoren des Dorfladens um den Besuchern das Konzept, die Umsetzungsstrategien und die daraus entstandenen Ergebnisse zu erläutern

Welbergen stand vor einigen Jahren vor einer ähnlichen Situation wie Elte. Zwar gab es noch einen letzten Lebensmittelmarkt, doch sollte dieser bald geschlossen werden. Der Besitzer wollte das Ladenlokal aus Altersgründen aufgeben. Aus der Not entwickelte sich eine Interessengemeinschaft, die sich mit der zentralen Frage auseinandersetzte, ob es die Möglichkeit einer Weiterführung des Lebensmittelgeschäftes gab. Fislage und seine Mitstreiter konnten sich eine Übernahme gut vorstellen, wenn die Einwohner von Welbergen dahinterstünden und ihr Kaufverhalten nicht, beziehungsweise zu Gunsten des Dorfladens ändern.
Fislage führte einige Gespräche mit dem kooperativen Inhaber und der Genossenschaft und in einer daraufhin kurzfristig anberaumten Bürgerversammlung, an der über 340 Personen teilnahmen, fiel dann die Entscheidung zur Gründung einer Genossenschaft. „ Uns allen war klar - es geht nur, wenn alle mitmachen“, betonte der 57-Jährige und fuhr stolz fort: „Binnen einer Woche haben es die Welbergener geschafft, durch den Erwerb ihrer Anteile, das Mindestkapital für die Immobilie zusammenzubringen.“
Und das Welbergener Dorfladenkonzept scheint sich prima zu „verkaufen“. Verzeichnet der Dorfladen inzwischen doch eine Umsatzsteigerung von über 20 Prozent. Ob es an der guten Lage zur Grundschule und oder einer ortsansässigen Tierarztpraxis oder an den Öffnungszeiten von 6.30 bis 18.30 Uhr, die es auch Berufstätigen ermöglicht ihre Einkäufe zu erledigen, liegt weis Fislage nicht genau: „Vermutlich ist das einfach eine gute Mischung aus allem.“

Der Statiker machte darauf aufmerksam das es aber auch von großem Vorteil sei „das wir in dem Gebäude zwei Wohnungen vermietet haben“. Die Mieteinnahmen flössen in den Gewinn des Ladens mit ein. Eine Gewinnausschüttung gäbe es allerdings für die 480 Mitglieder erst nach fünf Jahren. Inzwischen seien drei Teilzeitkräfte, die unter anderem den Wareneinkauf erledigen und sieben Mitarbeiterinnen auf 400-Euro-Basis in dem Laden beschäftigt. Ein Verkaufsschlager seien die frischen Backwaren, die den Kunden schon frühmorgens offeriert werden können.

Der Dorfladen bietet fast jegliche Ware, die ich auch im Discounter kaufen kann“, zeigte sich Heinz Schrader erstaunt, als er sich zusammen mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe von dem umfangreichen Sortiment, bei einem Rundgang, überzeugte. Während des Besuches des Arbeitskreises klingelte immer wieder die Ladentür, Kunden kauften ein und tauschten an der Verkaufstheke den neusten Dorfklatsch aus. „Den größten Pluspunkt den wir hier haben ist einfach das sich „Jeder“ mit „Unserem Laden“ identifiziert – die Angestellten und auch die Käufer“, freute sich Josef Fislage

Die Idee hat gezündet, und das Konzept hier in Welbergen stimmt“, fasste Heinz Schrader die Eindrücke zusammen, die er von Josef Fislage vermittelt bekam. Die Besucher zeigten sich von der Leistung, die von vielen Welbergenern bei der Gestaltung des Ladens im ehrenamtlichen Einsatz gezeigt wurde, beeindruckt und äußerten die Hoffnung, dass sich der derzeitige Erfolg dauerhaft fortsetzt. Fislage beantwortete im Anschluss jede der vielen Fragen der Arbeitsgruppe, auch
erklärte er die Grundzüge einer Genossenschaft.

Um eine Genossenschaft zu gründen, sei ein Startkapital durch Zeichnung von Geschäftsanteilen nötig. Jedes Mitglied habe nur eine Stimme bei der Generalversammlung, egal wie viele Anteile erworben wurden. Dies müsse eine Satzung oder ein Gesellschaftsvertrag regeln. Mit dem Startkapital solle die Einrichtung und die ersten Waren bezahlt werden. Die Satzung oder der Gesellschaftsvertrag müssten vor der Eintragung beim Amtsgericht vom Genossenschaftsverband geprüft werden. Zum dauerhaften Betrieb wäre circa ein Drittel der dörflichen Kaufkraft nötig und der Gedanke im eigenen Geschäft einzukaufen, müsse im Bewusstsein der Elteraner verankert werden, damit der Dorfladen ein Erfolg werde.

Schrader pflichtete ihm bei und unterstrich: „Es muss Freude am Laden und ein „Wir-Gefühl“entstehen und der Laden soll ein Aushängeschild fürs Dorf werden. Aber auch ein Ort der Begegnung allein lebender, älterer Menschen wie auch der Jugend sein. Eben ein Laden für Jedermann." krk


1 Kommentar:

  1. Frank Waeltring30. Juni 2013 um 14:53

    Danke für diesen tollen Artikel und für die Informationen über den spannenden Besuch!

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