-krk- Frauen sind auf Schützenfesten gern als schmückendes Beiwerk gesehen. Nur: Auf den Vogel schießen dürfen sie nicht. Und Mitglied eines Schützenvereins werden sie zumeist auch nicht. Bei der Damen Schützengilde Rheine 1999 ist das jedoch seit genau 15 Jahren ganz anders.
„Schießen ist in Rheine ein von Männern dominiertes Hobby. Für uns Frauen ist es eher möglich, Kanzlerin oder Verteidigungsministerin zu werden, als
Mitglied in einem der Rheiner Schützenvereine!“ - schmunzelt Barbara Siebler. Sie ist eine von insgesamt 19 Frauen die nach vielen gescheiterten Versuchen einem der Vereine beizutreten, einen eigenen Verein gründete. Damals wurden die Damen allerdings noch mitleidig belächelt. Besonders von den Männern in den Traditionsgesellschaften. Jetzt, 15 Jahre später, hat sich die Gemeinschaft gänzlich etabliert und die anderen Vereine nehmen die Schützengilde endlich ernst.
Und die Mädels verstehen ihr Jubiläum zu feiern. Das zeigte sich bereits am Mittag, als es mit dem Planwagen in einer zweistündigen Fahrt in Richtung Delsen, zum dortigen Vereinsheim (das sich die Frauen mit dem ältesten Schützenvereins Rheine, der Allgemeinen Bürgerschützengilde Rheine 1616 e.V. teilen) ging. „Wir haben definitiv mehr Spaß als die Männer“, sind sich die Frauen schon beim Einsteigen in den Wagen einig. Kaum Platz genommen gibt es erst mal ein kühles Blondes und ein selbst gemachtes Likörchen. Und noch bevor der Wagen sich überhaupt in Bewegung setzt, wird schon das erste Lied geträllert. Bei der Ankunft ist der Geräuschpegel um ein deutliches gestiegen aber gesungen wird natürlich immer noch.
Schnell fährt sich jede der Frauen durchs Haar, pudert sich die Nase und trägt noch ein wenig Lippenstift auf – Stopp – nein, von wegen - das war ganz und gar nicht so! Nicht das den Mädels ihr Aussehen nicht wichtig wäre, aber die Damen haben einfach andere Prioritäten: „das sind Spaß haben und Gemeinschaft leben und erleben“.
Am Tor des Vereinsheim warten bereits die Ehemänner mit einem Gläschen Sekt. Auch der stellvertretende Bürgermeister Udo Bonk begrüßte die Damen und überbrachte Glückwünsche und ein Flachgeschenk der Stadt Rheine. Nach Kaffee und Kuchen ging es nun ans Armbrustschießen. Mit einer Armbrust auf ein Ziel schießen, ist allerdings Übungssache. Und für die Neulinge unter den Schützinnen eine Premiere: „Wie muss ich das machen?“ ist eine Frage, die Arnold Overesch häufig gestellt wird. Und die er jedes Mal geduldig beantwortet. „Erst hier unten durch das Loch gucken, dann gleichzeitig weiter oben, ja, und dann einfach schießen.“ Kimme und Korn nennt man die beiden Peillöcher, erklärt der Elteraner, der als Schießmeister das Schützenfest begleitet. Ganz offensichtlich birgt ein abgegebener Schuss einen Überraschungseffekt, vielfach zum Ausdruck gebracht durch ein spontanes „Huch“. Ein Ausruf, auf den in schöner Regelmäßigkeit ein anerkennendes „Oh“ aus der Runde der Zuschauenden folgt. Spannend wurde es im zweiten Durchlauf, als sämtliche Damen die Punkteübersicht aus den Augen verloren hatten und nun niemand mehr die genaue Ringzahl wusste.
Als dann die Vorsitzende Nicole Steube sich auf den Weg machte um die Schützenkönigin zu ernennen und dabei permanent die Richtung wechselte, schlugen wohl viele der Frauenherzen höher. Umso überraschter war dann Anke Haberle als diese den Blumenstrauß, von der Vorsitzenden, in die Hand gedrückt bekam. Sofort brach Jubel aus und alles herzte und drückte die neue Königin. Zu ihren Ehrendamen erkor sich Haberle Ingrid Overesch und Gabi Wohlgemuth.
Wer nun Lust bekommen hat in den Verein einzutreten oder einfach mal hinein schnuppern möchte, kann sich bei Barbara Siebler unter Tel. 05971 57369 melden. „Bei uns ist Jede willkommen“ betont die 51-Jahrige die für das Schützenfest und die vielen gemeinsamen Unternehmungen förmlich lebt.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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