Betten und Matratzen aufzustellen. Anlass hierfür war die Hochzeit von Hans-Jürgen Tetzlaff und seiner Braut Zhang Lei.
„Ohne meinen Bruder Hardy und seine Frau Andrea wären wir aufgeschmissen gewesen. Denn wie soll man eine Hochzeit in Deutschland planen, wenn man am anderen Ende der Welt lebt?“ lobt Hans-Jürgen Tetzlaff die Unterstützung seiner Familie.
Da Lei´s familiäre Wurzeln in Asien liegen, war es dem Brautpaar wichtig, chinesische Elemente in ihre Hochzeit einzubinden. Und so herrschte am Samstag, dem Tag der kirchlichen Trauung auch helle Aufregung, vor dem Haus der Braut (die Ferienwohnung von Margret und Helmut Kellers). Da die Farbe Rot in China eine zentrale Rolle spielt, sie steht für Liebe, Freude und Wohlstand, wurden Fenster und Türen, am Tag zuvor, von ihr und ihren Eltern mit traditionellen roten Doppelglück-Symbolen geschmückt worden.
Am späten Vormittag machte sich Tetzlaff dann auf den Weg, um seine Braut abzuholen. Bevor er seine Liebste jedoch in die Arme schließen konnte, musste er und seine männlichen Brautjungfern, seine „Best Man“ , einige kleine spielerische Herausforderungen meistern. Bereits an der Eingangstür versperrten die Freunde der Braut den Zugang. Mit Geldgeschenken in rotem Seidenpapier, Hongbao genannt, versuchte er nun seine zukünftige Frau den Freunden und Familienmitgliedern abzuwerben. Doch Geld alleine reichte hier nicht aus. Der selbstständige Diplom Elektronikingenieur musste noch so manches Spiel über sich ergehen lassen, Lieder singen und Fragen über seine Braut beantworten um zu zeigen, dass er sie auch wirklich gut kennt und liebt. Erst nach langem Betteln und zahlreichen Liebesbeteuerungen, in drei verschiedenen Sprachen, wurde ihm Eintritt ins Brauthaus gewährt.
Im Schlafzimmer, das mit rotem Stoff geschmückt war, thronte die zauberhafte Zhang Lei wie eine Prinzessin, in einem enganliegenden roten Hochzeitskleid, auf dem Bett. Völlig überwältigt von dem märchenhaften Anblick flüsterte der 59-Jährige: „You look so wonderful!"
Aber auch hier musste der angehende Ehemann erst einmal singen und mehrere mit Geld gefüllte Umschläge an die Brautjungfern verteilen, bis er endlich ins Schlafzimmer durfte. Johlend begleitet von der chinesischen Verwandtschaft.
Damit die 33-Jährige nun auch das Haus verlassen konnte, musste der gebürtige Sauerländer ihr ein Paar Schuhe suchen und anziehen. Das gestaltete sich nicht gerade einfach, da die winzigen Schuhe der Braut, jedem Aschenputtel alle Ehre gemacht hätten.
Das anschließende Teezeremoniell mit Lei´s Eltern brachte Tetzlaff dann nochmal so richtig in Schwitzen. Musste er doch mit dieser symbolische Geste, um die Erlaubnis für die Hochzeit bitten und den Segen der Eltern abwarten.
„Trotz der vielen Erfahrungen, die ich in China gemacht habe, gibt es auch heute noch, Rituale und Traditionen die ich immer noch nicht kenne“, sagte der inzwischen sichtlich erschöpfte Bräutigam. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit. Denn eine zweite Teezeremonie, bei seinem Bruder in Rheine, und die kirchliche Trauung in der Basilika stand nun an. Dabei heiratete das Paar bereits zum dritten Mal. Denn am Donnerstag fand die standesamtliche Trauung, in Rheine, statt und das gerade eben war die chinesische Zeremonie.
„Puh, gleich drei Hochzeiten auf einmal und dabei dachte ich ich heirate nie“, verrät Tetzlaff lachend. Schließlich habe er lange Jahre, einfach keine Zeit für die Liebe gehabt. Als Selbstständiger sei er völlig in seine Arbeit eingebunden gewesen. Dabei hatte, von ihm völlig unbemerkt, die Liebe, in Form von Assistentin Zhang Lei, bereits vor Jahren, Einzug in sein Büro gehalten. Erst nachdem er von einem Freund darauf aufmerksam gemacht wurde, das die Diplom Betriebswirtin doch eindeutig in ihn verliebt sei, öffnete er ihr sein Herz.
In einem außergewöhnlich überzeugenden und bewegenden Gottesdienst gaben sich die Beiden nun vor Pfarrer Meinolf Winzeler und zahlreichen Gästen, in der Basilika in Rheine, das mehrsprachige Treueversprechen.
Quelle: Münsterländische Volkszeitung
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